Landesgartenschau Schleswig: Audiosystem macht 'Blumen hörbar'

Landesgartenschau Schleswig: Audiosystem macht 'Blumen hörbar'
Landesgartenschau Schleswig: Audiosystem macht 'Blumen hörbar'

Vom 25. April bis 05. Oktober 2008 findet in der Schleswig-Schlei-Region die 1. Landesgartenschau Schleswig-Holsteins statt, ein Besuchermagnet auch für Nordsee-Urlauber. Bei den Planungen wurde besonderer Wert auf Barrierefreiheit gelegt. Sogar Blumen sollen für Blinde und Sehbehinderte durch ein spezielles Audiosystem „hörbar“ gemacht werden.

(Schleswig) In einem aufwendigen Pilotprojekt wird das zentrale Landesgartenschau-gelände in Schleswig auch für blinde und sehbehinderte Menschen nahezu barrierefrei gemacht. Im Rahmen dieses Projektes installieren die Organisatoren auf der 16 ha großen Fläche ein Audiosystem, das für Blinde und Sehbehinderte „Blumen hörbar“ machen wird. Die an der Umsetzung Beteiligten sind sich sicher: Dieses neuartige Konzept ist eine entscheidende Initialzündung für das Thema „Barrierefreiheit“ in ganz Schleswig-Holstein.

„Eine Veranstaltung dieser Größenordnung, bei der konsequent von Anfang an Menschen mit Behinderungen berücksichtigt werden, hat es in Schleswig-Holstein bisher nicht gegeben. Ich hoffe, dass sie ein Anstoß für weitere sein wird“, sagt Sozialministerin Dr. Gitta Trauernicht. Seit Anfang 2006 arbeitet eine Projektgruppe daran, die Landesgartenschau 2008 Schleswig-Schleiregion zu einer barrierefreien Großveranstaltung mit Vorbildcharakter zu machen. Hierfür wurden die Experten des Landes frühzeitig an einen Tisch geholt. Beteiligt sind neben dem Sozialministerium, das Innen-, das Landwirtschafts- und Wirtschaftsministerium, die LVS Schleswig-Holstein Landesweite Verkehrsservicegesellschaft mbH, der Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderungen, der Blinden- und Sehbehindertenverein Schleswig-Holstein e.V., das Zentrum für Multimedia der Fachhochschule Kiel als Partner für die technische Umsetzung und natürlich die Stadt Schleswig und die Organisatoren der Landesgartenschau.

„Wir haben das Thema Barrierefreiheit sehr ernst genommen“, so Landesgartenschau-Geschäftsführer Wolfgang Schoofs. „Gemeinsam mit Fachleuten im Land haben wir eine Parkanlage geschaffen, die im Vergleich zu vielen anderen öffentlichen Anlagen in Deutschland in überdurchschnittlichem Maße barrierefrei gestaltet ist.“ Dabei bezieht sich Barrierefreiheit keineswegs nur auf Menschen mit Behinderungen. „Es geht darum, eine Fläche für alle nutzbar zu machen“, definiert J. Schulz von der LVS: „Also zum Beispiel auch für ältere Menschen und Familien mit Kinderwagen.“ Gewährleistet wird der barrierefreie Zugang des zentralen Landesgartenschaugeländes Königswiesen unter anderem dadurch, dass die Planer beim Wegebau und der Errichtung von Gebäuden, Zelten und Brücken Treppen, Stufen oder andere Hindernisse vermeiden. Auch die Oberflächen der Wege sind so gewählt, dass sie glatt und fest sind und somit ein Stolpern oder Festfahren mit Rollstühlen oder Kinderwagen verhindert wird. Die sanitären Anlagen sind ebenfalls behindertengerecht. Um Fehlerquellen auszuschließen und gleichzeitig die Funktionsfähigkeit der Barrierefreiheit zu testen, waren Menschen mit Behinderungen von Beginn an in die Planungen einbezogen. So begleiteten zum Beispiel Rollstuhlfahrer die Bauarbeiten und wiesen auf verbliebene Hindernisse hin. Ein fruchtbarer Prozess, bei dem alle Beteiligten viel gelernt haben. Obwohl grundsätzlich alle Bereiche der Landesgartenschau von jedem erreichbar sind, konnte an einigen speziellen Punkten der Königswiesen eine Barrierefreiheit nicht realisiert werden. „Wir mussten Kompromisse schließen, aber das Gesamtergebnis und insbesondere die Nutzungsmöglichkeit des guidePORT-Systems ist für blinde und sehbehinderte Menschen gut“, so das Fazit von Wolfgang Gallinat, Landesgeschäftsführer des Blinden- und Sehbehindertenvereins Schleswig-Holsteins und Patricia Bürger vom Kieler Sozialministerium. „Dank des Projektes sind wir auf dem richtigen Weg, Barrierefreiheit in Schleswig-Holstein in diese Richtung weiterzuentwickeln.“

Neben der baulichen Gestaltung der Landesgartenschaufläche ist die Installation eines guidePORT-Systems auf dem Landesgartenschaugelände Königswiesen ein ganz besonderer, in diesem Umfang bisher nicht umgesetzter Beitrag zur Barrierefreiheit. „Blinde sollen Blumen hören“ - ein Slogan, der das Ziel des Projektes „Barrierefreie Landesgartenschau 2008 Schleswig-Schleiregion“ auf den Punkt bringt. Erarbeitet hat das Pilotprojekt Professor Dr. Bernd Vesper mit seinem Team vom Zentrum für Multimedia an der Fachhochschule Kiel. Text, Musik und Geräusch sollen bei blinden und sehbehinderten Menschen die gleichen Bilder, Gefühle und Stimmungen erzeugen, die ein Sehender über seine Augen wahrnimmt. Silke Haas, die die Drehbücher für die Minihörspiele schreibt, spricht daher nicht von klassischer Audiodeskription, sondern von Audio-Translation. „Die Gegenstände sollen nicht einfach nur beschrieben werden, sondern die visuelle Welt soll akustisch übersetzt werden - einen Kosmos für die Ohren schaffen“, so Haas. Um zu wissen, ob die Übersetzungen auch ankommen, arbeiten Blinde und Sehbehinderte an den Audio-Translationen mit.

Auf der Landesgartenschau erhalten Blinde oder sehbehinderte Besucher „Ihren persönlichen“ Einohrkopfhörer und das tragbare Audiogerät, einen etwa Zigarettenschachtel großen guidePORT. Überall auf den Königswiesen sind Identifier unsichtbar installiert. Tritt der Nutzer des guidePORTS in den Bereich des Identifiers, startet das Audiogerät den entsprechenden Text. Der guidePORT besitzt nur vier Tasten und kein Display, so können blinde und sehbehinderte Gartenschaubesucher das Gerät einfach bedienen. Über diese vier Tasten können Texte wiederholt oder abgebrochen werden. Des Weiteren ist eine Lautstärkenregelung möglich.

Finanziert wurde dieses Pilotprojekt aus Mitteln des Fonds zur Herstellung der Barrierefreiheit für blinde und sehbehinderte Menschen des Kieler Sozialministeriums. Das Innenministerium hat der Stadt Schleswig für die Teile, die auch nach der Landesgartenschau von den Schleswigern und ihren Gästen genutzt werden können, EU- und Landesmittel in Höhe von insgesamt 6,27 Mio. € bereitgestellt. Darin enthalten sind auch die Kosten für die barrierefreie Umgestaltung von Bushaltestellen und Straßenkreuzungen im Stadtgebiet, die im Zusammenhang mit der Landesgartenschau von besonderer Bedeutung sind.

Die Landesgartenschau 2008 Schleswig-Schleiregion findet vom 25. April bis zum 5. Oktober 2008 in der Kulturstadt Schleswig in Schleswig-Holstein statt. Die Schleswiger Königswiesen, direkt am Ostseefjord Schlei gelegen, werden zu einem 16 ha großen Stadt- und Erlebnispark umgestaltet. Den Besucher erwarten hier 27 Themengärten, acht wechselnde Blumenschauen, eine Zeitreise durch die Gartenkultur und 5.800 Quadratmeter Blumenbeete, die von April bis Oktober 2008 viermal komplett neu bepflanzt werden. Neben der floralen Vielfalt bieten die Organisatoren des 164tägigen Großereignisses ein hochwertiges und facettenreiches kulturelles Angebot. Ob Justus Frantz, Torfrock, Rüdiger Hoffmann oder Dieter Hildebrandt: Auf den Bühnen der Landesgartenschau geben sich die Größen aus Musik, Theater, Comedy und Tanz die Klinke in die Hand. Die Gesamtzahl der geplanten Veranstaltungen beläuft sich auf über 1.600.

Darüber hinaus ist mit der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf der führende Kulturbetrieb des Landes Partner der Landesgartenschau. Das bedeutet: Wer eine Eintrittskarte kauft, kann mit seinem Ticket zusätzlich die Museen Schloss Gottorf inklusive Barockgarten, das Wikinger Museum Haithabu und das Volkskunde Museum auf dem Hesterberg besuchen – und das während der Landesgartenschau an frei wählbaren Tagen. Der Eintrittspreis für einen Erwachsenen beträgt 15,- €, Kinder unter 18 sind in Begleitung ihrer Eltern oder Großeltern frei. Behinderte Besucher mit einem „B“ im Ausweis dürfen kostenlos eine Begleitperson mitnehmen. Nähere Informationen gibt es unter www.lgs2008.de.
 
Text: Landesgartenschau 2008 Schleswig-Schlei-Region

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Datum: 18.03.2008

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