Der Morgen des 4. Juli 2019 war kühl, die Sonne schuf jedoch das für unsere Fahrt ideale Fotolicht. Die Autofähre im Hafen von Kaupanger am Sognefjord füllte sich schnell, so dass sich unsere frühe Buchung auszahlte. Vor uns lagen zweieinhalb Stunden Fjorderlebnis pur – vom Wasser aus.
Gleich nach dem Ablegen reagierten die meisten Passagier ähnlich – sie zogen sich wärmer an und/oder stellten sich in den Windschatten. Unseren hart erkämpften Sitzplatz auf dem obersten Deck nutzten wir während der gesamten Fahrt jedoch nicht. Zu schön war der Anblick der vorüberziehenden steilen Hänge mit zum Teil schneebedeckten Gipfeln. Die in fünf Sprachen – norwegisch, englisch, französisch, italienisch und polnisch – zusammengefassten Informationen enthielten auch 900 Meter Wassertiefe, die wir natürlich nicht überprüfen konnten.
Nach kurzer Fahrt nach Westen auf dem breiten Sognefjord bog das Schiff in einen südlichen Nebenarm, der sich bald erneut zweiteilte. Wir nahmen die südwestliche Richtung in den schmalen, 17 Kilometer langen Nærøyfjord. Die Wasserfläche teilten wir uns mit nur wenigen anderen Wasserfahrzeugen, vom Kanu bis zur kleinen Fähre. Auch die schnellen Schlauchboote der Fjordsafari begleiteten uns.
An den Ufern folgten bald kleine Orte mit nur wenigen Häusern, die bis heute nur auf dem Wasserweg zu erreichen sind. Lediglich zum Ort Bakka führt ein Tunnel vom Hafen Gudvangen.
Die engste Stelle des Fjords beträgt nur 250 Meter. Deshalb wirken die steilen Hänge umso spektakulärer. Der Nærøyfjord ist vor allem deshalb auch zum beliebten Ziel für große Kreuzfahrtschiffe. Der norwegische Staat erwägt jedoch aus Umweltschutzgründen ein Fahrverbot auf diesem und anderen Fjorden für solche großen Schiffe.
Von der reichhaltigen Tierwelt rings um und in dem Fjord sahen wir lediglich, wie ein Seeadlerpärchen sich gegen die hartnäckigen Angriffe großer und elegant fliegender Möwen erwehren musste.
Wie im Märchen erschien dann der Hafen von Gudvangen am Ende des Fjords. Der Ort liegt an der traditionellen Verkehrsverbindung von Oslo nach Bergen und lebt heute ausschließlich vom Tourismus.
Wir verließen Gudvangen in Richtung Osten über den Berg zum benachbarten Aurlandfjord nach Flåm.
Text: Rainer Höll
Foto: © nordlicht verlag (5)
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