Bei Juist entsteht neue ostfriesische Insel

Bei Juist entsteht neue ostfriesische Insel
Bei Juist entsteht neue ostfriesische Insel
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Feriengäste auf der Insel Juist können bei günstigen Wetterverhältnissen während ihres Nordsee-Urlaubs eine interessante Entdeckung machen. Südwestlich der Nordsee-Insel Juist entsteht eine neue Insel. Noch ist die Kachelotplate „nur“ eine Sandbank, aber mit den Jahren haben sich Pflanzen angesiedelt, die den Sand binden, so dass irgendwann daraus eine neue ostfriesische Insel entstehen wird (Ferienwohnung Juist). Lesen Sie im Folgenden die Eindrücke der Juisterin Ute Jentjens, die das Schauspiel bereits seit Jahren beobachtet.

(Insel Juist) Immer wenn ich am äußersten Westende von Juist stehe, überkommt mich jedes Mal ein Gefühl, dass ich sonst nie habe und auch von anderen Orten her nicht kenne: so ein “Ende der Welt - Ende der Zeit”-Gefühl, das so schön ist, dass es einem fast schon ein bisschen unheimlich ist.

Seit einigen Jahren hat man dieses Empfinden aber ganz zu Unrecht - denn nach dem Töwerland ist noch lange nicht Ende - ganz im Gegenteil, da fängt gerade was richtig an… zwar wurde die sogenannte Kachelotplate schon 1840 in einer Landkarte der Region eingezeichnet, doch erst 2006 wurde eindeutig klar, dass bei dieser Sandbank fünf Kilometer südwestlich von Juist und drei Kilometer westlich von Memmert enorm was im Gange ist. Aber mal der Reihe nach: Schon vor 35 Jahren hatte sich auf der Plate soviel Sand aufgetürmt, dass selbst bei mittlerem Tidehochwasser immer noch eine Spitze davon zu sehen war. 2004 betrug diese Fläche dann schon stolze 230 Hektar und zwei Jahre später konnte Kachelot (leitet sich vom französischen Wort “cachalot” = Pottwal ab) schon 2,5 Meter hohe Dünen mit Grasbewuchs vorweisen. Zu diesem Zeitpunkt hätte die Sandbank fast den Sprung zur Bezeichnung “Insel” geschafft - das muss sich so eine Sandbank nämlich erstmal mit dem Umstand verdienen, dass ein Großteil davon bei Flut nicht mehr überflutet wird und es so stabile Dünen gibt, die einer Sturmfluten etwas entgegen zu setzen haben.

Als am 01. November 2006 aber Sturmtief “Britta” mit über 150 Stundenkilometern auf Ostfriesland traf und der Wasserstand auf über 2,64 Meter stieg, da musste das kleine Kachelot kapitulieren. Die mühsam angehäufte Sandmasse war auf gut 170 Hektar zusammengeschrumpft und so muss die Plate seitdem wieder neu sammeln. Das funktioniert am besten mithilfe der mittlerweile immer mehr vorkommenden Pflanzen: der Wind trägt die Sandkörner übers Meer herbei und die Pflanzen halten diese dann mit ihren Wurzeln und Blättern mit. So entsteht mit der Zeit um jede Pflanze ein kleiner Sandhügel - eine sogenannte Embryonaldüne. Das ist für die Wissenschaft - aber auch für uns alle - schon alleine deswegen so faszinierend, weil man davon ausgeht, dass alle sieben ostfriesischen Inseln vor ca. 3000 Jahren genauso entstanden sind und man bei der “Geburt” einer neuen Insel nun quasi live dabei sein kann. Dies allerdings natürlich nur sehr bedingt, denn Kachelot liegt in der strengsten Schutzzone des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer, darf nicht betreten werden und sollte von Booten weiträumig umfahren sowie von Flugzeugen nicht unnötig überflogen werden. Denn schon jetzt zeichnet sich ein wahres Tierparadies ab, wo zum Glück (noch) kein wirtschaftliches Interesse die Behörden davon abhält, die Natur ganz Natur sein zu lassen. Der Vogelwart von Memmert kann mit seinem Feldstecher beobachten, dass mittlerweile an die 300 Seehunde - und sogar die besonders scheuen Kegelrobben - die Plate als neues Zuhause für sich beanspruchen. Und Zehntausende von Watvögeln nutzen sie als Futterstelle und Rastplatz.

Mit viel Rücksicht darauf fährt ein Trupp Männer eines Wilhelmshavener Forschungsinstituts regelmäßig auf die Sandbank und beobachtet genau deren ständige Veränderung. So wird zum Beispiel mithilfe von insgesamt 16 in den Boden dort gerammten Eisenstangen ständig verfolgt, ob sich weiterhin Sand angelagert hat.

Aber auch sehr unschöne Dinge bekommt das Team bei seinen kurzen Stippvisiten auf der Sandbank zu sehen - in zwei Jahren hat ein Mitarbeiter sage und schreibe (ungern!) 2083 angespülte Müll-Gegenstände am Kachelot-Strand gefunden. Während auf Juist zumindest hin und wieder mühsam dafür gesorgt wird, dass dieser dreckige Anblick vor den Augen der Gäste verschwindet, kann man an diesem unbewohnten Fleckchen sehen, wie viel Unrat tatsächlich so achtlos in die Nordsee geworfen wird.

Tja, wie wird es weitergehen mit Kachelot - was in meinen phantasievollen Ohren immer fast wie Camelot klingt?!? Naja, König Artus wird höchstwahrscheinlich nicht dort im Westen des Töwerlands eine neue, schmucke Residenz bauen - wahrscheinlich wird es sein, dass die Plate immer weiter auf Memmert zuwandert und sich eines schönen Tages mit der Vogelinsel verbinden wird.

Drücken wir einfach mal alle die Daumen, dass in den nächsten Jahren keine dicken Sturmfluten das Wachstum der kleinen “Baby-Insel” stört.

Text: Ute Jentjens / Kurverwaltung Juist

Datum: 20.09.2018

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