MSC-Ökosiegel für Nordsee-Fischerei?

MSC-Ökosiegel für Nordsee-Fischerei?
MSC-Ökosiegel für Nordsee-Fischerei?
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Die Nordsee ist bei Urlaubern vor allem wegen der naturschönen Landschaft, dem Wattenmeer und der artenreichen Tierwelt beliebt. Dabei hält die Nordsee für fast jeden Reisetyp etwas bereit - egal ob im Familienurlaub, bei der Reise für Senioren, im Aktivurlaub, Golfurlaub oder beim Spaß an Wassersport und Reiten. Doch auch die kulinarischen Köstlichkeiten, die die Nordsee und das küstennahe Binnenland bieten, sind ein wichtiges Kriterium für einen Urlaub an der Nordsee, freuen sich doch die meisten Feriengäste beispielsweise auf die zahlreichen Fischrestaurants an der Küste. Im Folgenden lesen Sie über die Fischerei an der Nordseeküste und das MSC-Ökosiegel, das eine nachhaltige und möglichst schonende Fischerei garantiert.

(Tönning) Die deutsche Krabbenfischerei möchte das weltweit anerkannte MSC-Ökosiegel. Im Januar 2010 trat sie in das Zertifizierungsverfahren ein. Bei den niederländischen Garnelenfischern läuft es seit April 2009. Aber nicht nur die Krabbenfischer möchten die MSC-Anerkennung: Schleswig-Holsteins Muschelfischer hatten im November 2010 erklärt, sich im Vorverfahren zu befinden. Gerlinde Geltinger, Sprecherin des MSC Deutschland, erklärt das Ökosiegel: „Der Marine Stewardship Council MSC (zu deutsch etwa „Rat zur Bewahrung der Meere“) ist eine gemeinnützige Organisation, die 1997 vom WWF und Unilever gegründet wurde, um die Fischbestände für die Zukunft zu sichern. Die Messlatte, die eine Fischerei überspringen muss, um MSC-zertifiziert zu werden, stellt einen breiten wissenschaftlichen Konsens dar, der von über 200 Experten verschiedener Arbeitsfelder weltweit definiert wurde. Weltweit sind heute 104 Fischereien zertifiziert, sie fangen etwa 5 Millionen Tonnen Fisch, was 7 Prozent des weltweiten Fangs für den menschlichen Verzehr entspricht. 142 Fischereien sind im Bewertungsverfahren.

Es gibt tolle Beispiele, was das MSC-Zertifikat ökologisch, ökonomisch, aber auch sozial bewirkt: Die Schollenfischerei in Holland hat für die Zertifizierung ein neues Fanggerät eingeführt, das den Beifang und die Auswirkungen auf den Meeresboden enorm reduziert hat und darüber hinaus Hunderte Liter Diesel pro Tag spart. Und sie hat freiwillig bestimmte Gebiete für die Fischerei gesperrt. Dass eine Zertifizierung nach MSC-Standard auch soziale Vorteile bringen kann, zeigt die Baja California Langustenfischerei in Mexiko. Dank der internationalen Anerkennung, die der Fischerei durch die Zertifizierung zuteil wurde, erhielt die Gemeinde von staatlicher Seite finanzielle Beihilfen für den Ausbau von Zugangsstraßen und den Anschluss an das öffentliche Stromnetz.

In Deutschland können Verbraucher derzeit aus 2.356 MSC-zertifizierten Produkten im Handel wählen. Der Bekanntheitsgrad des MSC-Siegels steigt stark an. Im vergangenen Jahr kannte ein Drittel der Deutschen das blau-weiße Zeichen.

Die MSC-Bewertung für nachhaltige Fischerei läuft nach einem standardisierten Verfahren. Fischereien, die sich zertifizieren lassen möchten, können zunächst in eine Vorbewertung gehen. Dabei wird geprüft, ob das Hauptverfahren Chancen auf Anerkennung bietet. Etwa 40 Prozent aller Fischereien fallen im Vorverfahren durch. Sie gehen entweder nicht ins Hauptverfahren, um somit Kosten zu sparen, oder beheben zunächst die in der Vorbewertung identifizierten Mängel, um zu einem späteren Zeitpunkt das Verfahren wieder aufzunehmen. Während das Vorverfahren vertraulich zwischen Zertifizierer und Fischerei ist und wir keine Auskünfte über die Antragsteller geben können, ist das Hauptverfahren öffentlich und vollkommen transparent.

Das Bewertungsverfahren wird nicht von uns selbst ausgeführt, sondern von unabhängigen Zertifizierern. Das ist wichtig, um die Glaubwürdigkeit und Unbefangenheit des MSC zu gewährleisten. Die Zertifizierer sind Unternehmen, die von uns geschult werden, damit sie die MSC-Methodik richtig anwenden. Fischereien können derzeit aus neun zugelassenen Zertifizierungsunternehmen wählen.

Im ersten Schritt stellt der Zertifizierer ein Bewertungsteam aus kompetenten und unabhängigen wissenschaftlichen Experten zusammen, das auf der MSC-Website bekannt gegeben wird. Jegliche Interessengruppen wie Behörden, Naturschutzorganisationen, andere Fischereien oder auch Einzelpersonen können sich als Akteure in den Bewertungsprozess einbringen und beispielsweise zusätzliche Experten vorschlagen oder das vorgeschlagene Bewertungsteam kommentieren.

Im Rahmen einer MSC-Zertifizierung werden drei Kriterien bewertet: die Situation des Fischbestandes, die Auswirkungen der Fischerei auf das marine Ökosystem und das Managementsystem, dem die Fischerei unterliegt. Diese Kriterien werden anhand von 31 Indikatoren auf einer Skala von 1 bis 100 geprüft. Schwächer bewertete Indikatoren können mit höheren Bewertungen bei anderen Indikatoren ausgeglichen werden, doch im Durchschnitt muss die erreichte Punktzahl mindestens 80 ergeben. Erhält eine Fischerei bei auch nur einem der 31 Indikatoren weniger als 60 Punkte, wird sie nicht zertifiziert. Erzielt eine Fischerei bei einem oder mehreren Indikatoren mehr als 60 aber weniger als 80 Punkte, kann sie zertifiziert werden, muss jedoch Verbesserungsmaßnahmen ergreifen, um die Zertifizierung beizubehalten. Über dieses Punktesystem setzt das MSC-Programm Anreize, notwendige Änderungen im Management von Fischbeständen und Fischereien voranzutreiben, um die Zukunft von Fischereien langfristig zu sichern.

Ein effektives Fischereimanagement ist in allen Fällen unverzichtbar und die Voraussetzung für die Zertifizierung nach MSC-Standard. Nur dann kennt man die Bestände, kennt die Auswirkungen seiner Fischerei und kann gegensteuern, wenn etwas in die falsche Richtung geht.

Nachdem alle Indikatoren geprüft worden sind, wird ein vorläufiger Bewertungsbericht erstellt und von mindestens zwei weiteren unabhängigen Wissenschaftlern gegengelesen und danach auf der MSC-Website veröffentlicht. Nun hat auch die Öffentlichkeit vier Wochen lang Zeit, den Bericht zu kommentieren.

Zur Krabbenfischerei beispielsweise gibt es unterschiedliche Meinungen, auch weil sie in einem Nationalpark ausgeübt wird. Dem MSC liegt viel daran, dass sich möglichst viele Interessengruppen in einen Bewertungsprozess einbringen - auch die Kritiker einer Fischerei. So soll dafür gesorgt werden, dass alle Gruppen, die ein Interesse an der Fischerei haben, das Ergebnis der Bewertung mittragen können und dass Konflikte ausgeräumt werden.

Die Kommentare werden vom Zertifizierer geprüft. Schließlich wird der endgültige Bericht erstellt, der wiederum auf der MSC-Website veröffentlicht wird. Interessierte, die bereits im vorausgegangenen Verfahren beteiligt waren, die so genannten Stakeholder, haben dann drei Wochen lang die Möglichkeit, gegen die Zertifizierung Einspruch einzulegen. Sinn des Einspruchsverfahrens ist es, eine strukturierte und unabhängige Prüfung zu ermöglichen, die folgende Fragen beantwortet: Hat der Zertifizierer das vorgegebene Verfahren eingehalten? Hat er alle relevanten Informationen in Betracht gezogen? Ist für jede Benotung eine klare Begründung angegeben? Die Entscheidung über Einsprüche wird von einem unabhängigen Schiedsrichter getroffen, nicht vom MSC. Das Einspruchsverfahren ist die allerletzte in einer Reihe von Prüfungen, die sicherstellen, dass das Ergebnis einer Fischereibewertung aus wissenschaftlicher Sicht für richtig befunden wird.

Jedes Unternehmen, das Fisch aus zertifizierten Fischereien verarbeitet oder verpackt, muss sich nach dem MSC-Rückverfolgbarkeits-Standard zertifizieren lassen. So können Käufer sicher sein, dass dort, wo das MSC-Siegel drauf ist, auch Fisch aus zertifizierten nachhaltigen Fischereien drin ist. Auch hierfür gibt es unabhängige Zertifizierer.

Andere Aspekte, beispielsweise das Material der Verpackung, der CO2-Ausstoß oder soziale Kriterien werden vom MSC-Standard nicht abgedeckt. Wir konzentrieren uns darauf, Fischbestände und das Ökosystem Meer für die Zukunft zu bewahren. Dass die Krabben zum Pulen nach Marokko transportiert werden, ist somit kein Ausschlusskriterium. Das heißt jedoch nicht, dass unser Standard in Stein gemeißelt ist. Alle fünf Jahre wird der MSC-Standard überprüft. Diese Prüfung umfasst einen breit angelegten Beratungsprozess, bei dem zahlreiche Interessenvertreter um Mitarbeit gebeten werden. Die Frage um die Aufnahme von sozialen Standards steht bereits auf der Liste der zu prüfenden Themen ab Ende des Jahres 2012.“

Text: LKN-SH / Nationalparkverwaltung

Ferienhaus Nordsee Schleswig-Holstein

Datum: 07.03.2011

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