Sie strahlen neben der großen Gefahr auch eine Faszination aus – die großen Sturmfluten an der Nordseeküste. Für die Bewohner der Nordseeküste waren solche Naturereignisse alles andere als ein Spaß. Sturmfluten an der Nordseeküste sind seit hunderten von Jahren überliefert und haben die Küstenlinie entscheidend verändert. Große Buchten wie Dollart, Jadebusen oder das Ijsselmeer sind entstanden, Inseln wurden entweder völlig vernichtet oder entstanden neu aus den Resten des Festlandes. Eine wesentliche Folge der Sturmfluten waren aufwendige Küstenschutzmaßnahmen.
Wie der Name schon sagt, entstehen Sturmfluten durch Verstärkung der „Flut“, also des Tidenhubs, durch einen starken Sturm. Von Sturmflut wird gesprochen, wenn der Höchststand der Flut den mittleren Tidenhub um mindestens 1,5 Meter übersteigt. Ab 2,5 Meter mehr wird von schwerer und ab 3,5 Meter mehr von sehr schwerer Sturmflut gesprochen. Solche Ereignisse treten hauptsächlich im Frühjahr und im Herbst auf. Durch die nach Westen ausgerichtete Trichterform der Deutschen Bucht ist dieses Gebiet besonders sturmflutgefährdet.
Sturmfluten an der Nordseeküste sind seit der Römerzeit überliefert, mit Auswirkungen auf den Lauf der Geschichte. So wird vermutet, dass große Sturmfluten etwa 300 und 150 Jahre v. Chr. die Völkerwanderung der Kimbern und Teutonen aus dem heutigen Jütland ausgelöst haben. Die Erste Marcellusflut 1219 und die Zweite Marcellusflut 1362, auch „Grote Mandränke“ genannt, haben zehntausende von Todesopfern gefordert und viele Siedlungen zerstört. Seit 1840 werden die Pegelstände an der Nordsee registriert. Die größte Sturmflut des 20. Jahrhunderts an der niederländischen Küste fand 1953 statt und gab dem bis heute andauernden rigorosen Küstenschutz neuen Antrieb. Die größte Sturmflut an der deutschen Nordseeküste ist die Flut von 1962, als auch große Teile Hamburgs betroffen waren. Danach wurden auch an der deutschen Küste die Deiche drastisch erhöht. In der Folgezeit blieben zwar nicht die Sturmfluten aus, aber die Folgen waren deutlich geringer.
Wer die groß dimensionierten Deichanlagen an der Nordseeküste zwischen Nordfriesland und der französischen Kanalküste betrachtet, wird sich ein Vorstellung von der möglichen Gewalt des Wassers und der Folgen für die Bevölkerung der Küstenregion machen können.
Foto: © Karin Höll (3); Wikipedia.de / gemeinfrei (Postkarte)
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