Sturmfluten und Nordsee sind zwei Begriffe, die zusammen gehören. Die gesamte Nordseeküste ist in ihrer heutigen Gestalt auch ein Ergebnis ihres Wirkens seit Jahrhunderten. Darunter sind Ereignisse, die größtenteils mündlich überliefert wurden. Eine davon ist die „Grote Mandränke“, die zweite Marcellusflut von 1362, die hunderte von Todesopfern gefordert hat und Ursache für den Untergang einer legendären Siedlung an der nordfriesischen Küste sein soll: Rungholt. Noch heute findet der kundige Sucher Überreste dieser Siedlung im Wattenmeer. Das ist Grund für viele Wattführer, sich ganz gezielt auf die Spurensuche zu begeben.
Als 1362 eine ganze Landschaft unterging, war darunter auch ein Ort mit Namen „Rungholt“. Er lag zwischen den heutigen Inseln Nordstrand und Pellworm und wurde zum Synonym für die ganze Landschaft. Betrachtet man mit „Rungholt“ das gesamte untergegangene Gebiet, so wandelt man zwischen der Hallig Südfall und Nordstrand sicher über „Rungholt“. Im Norden sind Pellworm und die Halligen zu erkennen, wie sie sich eben über den Meeresboden erheben. Vor dem großen Ertrinken war dies zusammenhängendes Land und wurde von den Fluten der zweiten „Mandränke“ 1634 endgültig zerrissen und ersäuft. „Das eigentliche Rungholt hatte einen Hafen, war aber eher ein Siedlungsgemenge als eine Stadt, wie wir uns das heute vorstellen“, erklärt Wattführerin Christine Dethleffsen.
Ein Kollege von ihr hat ein Fass gefunden, sie selbst etliche Scherben sowie viele Tierknochen und sogar Menschenknochen, Ziegelsteine deuten auf wichtigere Häuser hin – zum Beispiel Kirchen. Und manchmal kann man Baumstuppen erkennen.
Von Ende Mai 2016 bis Januar 2017 steht Rungholt im Mittelpunkt einer besonderen Ausstellung. Das NordseeMuseum Husum zeigt das nordfriesische Wattenmeer mit seinen Kulturspuren. Während der verheerenden Flut im Jahre 1362 versank eine ganze Landschaft, von denen zum Beispiel die Inseln Nordstrand und Pellworm sowie die Hallig Südfall übriggeblieben sind. In der Ausstellung sind erstmals die wichtigsten und schönsten Fundstücke aus öffentlichen und privaten Sammlungen zusammengeführt und erlauben faszinierende Blicke auf einen Lebensraum und deren Bewohner. Ein bisschen also ist Rungholt wieder auferstanden und ein Gesicht hat es nun auch – Rechtsmediziner rekonstruierten an einem aufgefundenen Schädel das Abbild eines Mannes.
www.nordseetourismus.de / nordlicht verlag
Foto: © www.nordseetourismus.de/Kur- und Tourismusservice Pellworm
Datum: 03.05.2016
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